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Angst vor dem wirtschaftlichen Kollaps in Afghanistan

pattang
09.09.2011

Angst vor dem wirtschaftlichen Kollaps in Afghanistan
Mit dem Abzug der ausländischen Truppen bis 2014 wird auch ein grosser Teil der Hilfsgelder versiegen
Ein afghanischer Knabe verkauft auf einem Markt in Herat Lebensmittel. (Bild: Keystone / EPA)

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Bis 2014 wird ein Grossteil der ausländischen Truppen Afghanistan verlassen. Gleichzeitig wird auch die zivile Hilfe zurückgehen. Da sich der Staat derzeit hauptsächlich durch Hilfe und Kriegswirtschaft finanziert, befürchten Experten einen Kollaps.
Andrea Spalinger, Kabul

Bis Ende 2014 werden die USA und ihre Nato-Verbündeten einen Grossteil ihrer Truppen aus Afghanistan abgezogen haben. Dies dürfte nicht nur negative Auswirkungen auf die Sicherheitslage und die politische Stabilität am Hindukusch haben, sondern auch die afghanische Wirtschaft schwer treffen. Einige Ökonomen warnen bereits vor einer schweren Krise, andere gar vor einem wirtschaftlichen Kollaps.

Vom Ausland abhängig
Die Regierung und ihre westlichen Verbündeten hätten in den letzten zehn Jahren viel zu wenig in den Aufbau einer überlebensfähigen Wirtschaft investiert, kritisiert Candace Rondeaux von der International Crisis Group in Kabul. Eines der Hauptziele 2001 sei es gewesen, Investoren anzulocken, um der Landwirtschaft, dem Bergbau und der Industrie Auftrieb zu verleihen und gleichzeitig dringend nötige Jobs zu kreieren, sagt sie. Doch dieser Plan sei kläglich gescheitert.

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Laut der Weltbank ist die afghanische Wirtschaft heute noch immer zu 97 Prozent von Hilfsgeldern oder von der um die ausländischen Truppen herum entstandenen Kriegswirtschaft abhängig. Die starke ausländische Präsenz hat zu einem enormen Wachstum im Bau-, Sicherheits-, Transport- und Dienstleistungssektor geführt. 2014 dürfte die Nachfrage in diesen Branchen jedoch stark zurückgehen. Ein junger Unternehmer, der im Schiffstransport tätig ist, sagt, er spüre bereits heute einen deutlichen Auftragsrückgang.

In den letzten zehn Jahren sei in Afghanistan eine vollkommen künstliche Wirtschaft entstanden, sagt Hassina Sherjan, eine im Textilbereich tätige Unternehmerin. Wenn die Soldaten abzögen, werde diese wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, prophezeit sie. Was Afghanistan dringend brauche, sei eine konkurrenzfähige Industrie. Pakistan, Iran und China überschwemmten das Land mit Textilien zu Dumpingpreisen, sagt die Unternehmerin. Unter diesen Umständen könne sich keine einheimische Branche entwickeln. Nach über dreissig Jahren Krieg ist das Land in der Tat völlig von Importen abhängig, und ohne eine konsequente Industrialisierung und die Einführung von Importzöllen zum Schutz der heimischen Wirtschaft wird sich dies auch nicht ändern.

Die afghanische Handels- und Industriekammer hat angekündigt, demnächst ein neues Strategiepapier darüber vorzulegen, wie ein Rückgang der Hilfsgelder mit Investitionen aufgefangen werden kann. Der Finanzminister hat kürzlich versichert, bis 2014 werde man in der Lage sein, den Haushalt selber zu finanzieren. Doch bleibt schleierhaft, wie er dies zu tun gedenkt. Angesichts der prekären Sicherheitslage kann der Staat kaum damit rechnen, bald landesweit Steuern einzutreiben.

Weniger Geld aus den USA
Die westlichen Verbündeten haben offiziell zwar versichert, dass der Truppenabzug keinen Einfluss auf die Entwicklungshilfe haben werde. Experten erwarten jedoch bereits im kommenden Jahr einen deutlichen Rückgang der Hilfsgelder. Die EU hat zwar eine Verstärkung des Engagements im zivilen Bereich angekündigt, und auch bilaterale Geber wie die Weltbank und der Internationale Währungsfonds werden das Land kaum so schnell im Stich lassen. Der mit Abstand grösste Geber, die USA, dürfte sich angesichts hauseigener Budgetprobleme aber zu deutlichen Reduktionen gezwungen sehen.

Das amerikanische Aussenministerium und die USAID (United States Agency for International Development) allein geben in Afghanistan derzeit 320 Millionen Dollar im Monat für Entwicklungsprojekte aus. Eine Amerikanerin, die als Beraterin im Kabuler Gesundheitsministerium tätig ist, erwartet, dass die Hilfe aus den USA bereits im nächsten Jahr um 30 bis 50 Prozent zurückgehen werde. Sie malt ein entsprechend düsteres Bild. In den letzten Jahren habe man im Gesundheitsbereich grosse Fortschritte gemacht, doch nach 2014 drohe dem Sektor der Zusammenbruch, fürchtet die Expertin. Über 90 Prozent des Budgets des Ministeriums würden derzeit von ausländischen Gebern getragen. Die meisten Spitäler und Schulen werden mit Geld aus dem Ausland betrieben, und auch die Gehälter von Beamten, Polizisten, Lehrern und Ärzten werden derzeit von Gebern bestritten. Man mag sich kaum ausmalen, was passiert, sollte die Hilfe tatsächlich schnell versiegen.

Afghanistan sei ein kriegszerstörtes Entwicklungsland und mindestens weitere zehn Jahre auf Hilfe von aussen angewiesen, sagt Mohammad Azizi, ein in den USA ausgebildeter Ökonom, der mehrere Jahre für das Finanzministerium gearbeitet hat und heute an der Kabuler Universität unterrichtet. Azizi ist überzeugt, dass die internationale Gemeinschaft ihre Lehren aus der Geschichte gezogen hat und Afghanistan 2014 nicht wie nach dem Abzug der Sowjetunion 1989 den Rücken kehren wird. Die Abhängigkeit von ausländischen Geldern ist laut Azizi dennoch problematisch. Die Afghanen müssten endlich lernen, Verantwortung zu übernehmen, und eine klare Strategie ausarbeiten, wie ein selbsttragender Aufschwung erreicht werden könne.

Ungleich verteilter Reichtum
Das Bruttoinlandprodukt pro Kopf ist seit 2002 zwar von 182 auf 590 Dollar gestiegen. Der Reichtum ist jedoch sehr ungleich verteilt. Während sich einige wenige, gut ausgebildete Afghanen dank Jobs und Verträgen mit der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe (Isaf), der Uno oder Hilfsorganisationen eine goldene Nase verdient haben, lebt über ein Drittel der Bevölkerung weiterhin in bitterer Armut. Die Isaf zahlt Übersetzern bis zu 250 000 Dollar im Jahr. Ein Tagelöhner in Kabul verdient hingegen weiterhin nur rund 100 Afghani (2 Dollar) am Tag, und er muss froh sein, wenn er einige Tage in der Woche arbeiten kann. Denn Jobs sind rar. Die Arbeitslosigkeit liegt laut offiziellen Schätzungen bei fast 40 Prozent.

Die Reichen seien in den letzten Jahren sehr viel reicher und die Armen noch ärmer geworden, kritisiert Mohammad Azizi. Korrupte Politiker, Drogenbarone und Kriegsherren hätten Millionen in die eigenen Taschen gesteckt und auf Konten ins Ausland geschafft. Präsident Karzai und seine Verbündeten sähen den Staat als Selbstbedienungsladen. Ein sprechendes Beispiel dafür ist der Fall Kabulbank. Aktionäre mit politischen Beziehungen hatten sich von der Bank insgesamt fast 1 Milliarde Dollar geborgt und nie zurückbezahlt. Eine genaue Untersuchung des beispiellosen Korruptionsskandals wurde von höchster politischer Stelle verhindert.

Mitschuld des Westens
Ein vor kurzem publizierter Bericht der International Crisis Group zum Thema «Aid and Conflict in Afghanistan» kommt zum Schluss, dass der Westen nicht unbeteiligt an dem Debakel ist. Trotz massiven militärischen und entwicklungspolitischen Engagements sei es der internationalen Gemeinschaft nicht gelungen, ein politisch stabiles und wirtschaftlich nachhaltiges Afghanistan aufzubauen, heisst es kritisch. Die staatlichen Strukturen seien weiterhin fragil und die Regierung nicht einmal in der Lage, den Bürgern die grundlegendsten Dienstleistungen zu bieten.

Laut dem Bericht haben ausländische Geber in den letzten zehn Jahren 57 Milliarden Dollar in den Wiederaufbau Afghanistans investiert. Verglichen mit den militärischen Ausgaben ist dies ein bescheidener Betrag. Laut der Crisis Group hätte man damit aber dennoch viel mehr erreichen können. Die meisten Hilfsprojekte seien schlecht geplant gewesen und kaum überwacht worden. Die zivile Hilfe sei zudem viel zu stark auf militärische Ziele ausgerichtet gewesen und zu wenig auf die Entwicklung des Landes. Sie habe nicht nachhaltige Resultate, sondern kurzfristige Erfolge im Blick gehabt, um damit den Truppenabzug zu rechtfertigen.

Angesichts der vielen Fehler, die in den letzten Jahren gemacht wurden, könnte ein Rückgang der Hilfe laut Martine van Bijlert vom Afghanistan Analysts Network, einem unabhängigen Think-Tank in Kabul, sogar heilsam sein. Die enormen Geldflüsse seien nicht gut für Afghanistan gewesen, sagt sie. Ein beträchtlicher Teil davon sei in falsche Kanäle geflossen. Die unteren Bevölkerungsschichten hätten kaum von dem Geldsegen profitiert und würden deshalb auch nicht so stark unter dem Rückgang der Hilfe leiden, sagt sie.

Auch Candace Rondeaux von der Crisis Group betont, es gehe weniger darum, wie viel Geld künftig noch nach Afghanistan fliesse, als darum, wie dieses eingesetzt werde. Sie hält eine gerechtere Verteilung in der Zukunft jedoch für unwahrscheinlich und fürchtet einen brutalen Kampf um Ressourcen, der die ethnischen Gräben neu aufreissen oder soziale Unruhen mit sich bringen könnte. Mit dieser Angst steht sie nicht alleine. Viele Afghanen fürchten einen Rückfall in den Bürgerkrieg oder eine neuerliche Machtübernahme der Taliban. Wirtschaftliches Elend könnte dabei eine treibende Kraft sein.


محمود سعيد
10.09.2011

دا اوس د خوړلو شی دی که د اغوستلو؟
موږ خو په جرمني نه پوهیږو!
[quote:f2d60878a5]Angst vor dem wirtschaftlichen Kollaps in Afghanistan
Mit dem Abzug der ausländischen Truppen bis 2014 wird auch ein grosser Teil der Hilfsgelder versiegen
Ein afghanischer Knabe verkauft auf einem Markt in Herat Lebensmittel. (Bild: Keystone / EPA) [/quote:f2d60878a5]


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